emmauspilger
... katholisch unterwegs mit Blick auf das Hl. Land

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Pfingsten: Katholisch sein im Hl. Geist

Das Christentum ist wahrlich sensationell und faszinierend. Es lobt und preist einen Gott, der einen Namen hat: Elohim, Jahwe, Zebaoth. Es lobt und preist einen Gott, der eine Person ist, ein Du, ein Ich, ein Wir. Diese göttliche Person ist so ehrerbietungswürdig, dass die Juden seinen Namen nicht aussprechen. Sie nennen ihn und schreiben deshalb bewusst falsch. Diese göttliche Person ist geistig zwar letztlich unfassbar, aber dennoch anfassbar (1. Joh 1:1). Dieser unfassbar große Gott ist fassbar geboren in diese Welt hinein als Mensch.

Dieser große Gott ist der Vater aller Menschen, seine Gebote gelten für alle Menschen. Er offenbart sich dem Menschen aus seiner Dreifaltigkeit heraus. Diese Dreifaltigkeit ist die Einheit des Füreinander, wie Hans Urs von Balthasar sie ausdrückt. In ihr ist der Vater die schenkende Liebe, das Ich. Er ist die hingebende Liebe, die Essenz der Liebe, Gott ist deshalb Liebe. Der Sohn ist die empfangende Liebe, das Du. Er ist die dankende Liebe, die Essenz der Liebe, Gott ist deshalb Liebe. Der Hl. Geist ist die ausführende, die handelnde Liebe, das Wir. Er ist die verbindende, vereinigende Liebe, die Essenz der Liebe, Gott ist deshalb Liebe. In der Dreifaltigkeit wird durch ihre göttlichen Personen Beziehung gelebt, mitgeteilt. Gott ist Beziehung und will Beziehung – zu seiner Schöpfung und zu den Menschen. In Jesus Christus erniedrigte er sich hinab zum Menschen, reicht seine Hand.

Wenn Jesus davon spricht, dass er der Weg ist, dann gibt er dem Menschen dadurch eine Richtung und ein Ziel. Es ist das ewige Leben bei Gott. Jesus zeigt uns durch sein Leben dieses Ziel, er begibt sich bereits als Jüngling bei seiner Wallfahrt nach Jerusalem in den Tempel und bleibt dort – bei Gott. Jesu Führer ist der Hl. Geist. Jesu Weg und Ziel war und ist im Kreuzestod und in den Sakramenten die Erlösung des Menschen. Jesus wartet voll Sehnsucht auf uns Menschen, er hat unsere Wohnung im ewigen Leben bereits bereitet. Wenn unser Weg ein Ziel hat, dann kann aller Stress überwunden werden und man wird gelassen in Gott. Wenn jedoch der Weg das Ziel wäre, dann gibt es dieses Ziel auch nicht, keinen offenbarten Gott, keinen liebenden Gott. Ohne diesen liebenden Gott, ohne dieses Ziel in der Ewigkeit, stellt sich bei steigendem Lebensalter oftmals Frustration ein.

Katholisch sein heißt auf dieses große Ziel hin zu leben und sich kleine Ziele im Leben erfüllen zu dürfen. Das ewige Leben ist keine Autosuggestion, denn der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Die ständigen Wiedergeburten, Reinkarnationen in östlichen Religionen sind Strafen, die Auferstehung jedoch ist Erlösung. Der Mensch kann in Gelassenheit in Gott gut sterben, aber auch schon im Leben der Klammerung an die Welt absterben. Dieses Absterben für die Welt und das Fleisch ist sogar im Augenblick, im heute, die wichtigste Lebensaufgabe eines Christen. Wenn man im Lukasevangelium viermal das Wort „heute“ liest, dann bricht in diesem Augenblick die Ewigkeit in die Welt hinein. So war es beim Wort des Herrn zum rechten Schächer am Kreuz, beim Zöllner Matthäus und bei der Empfängnis Mariens. Man muss dieses Hereinbrechen der Ewigkeit in sein Leben nur zulassen.

Da nun Gott lebt, dann funktioniert auch das Gebet. Der Weg zum Hl. Geist beginnt mit dem Gebet. Gott lebt, denn er spricht in die Welt, versteckt sich nicht, bietet sich dem Menschen an. Gott wird zum Du, wenn der Mensch sein Ich ihm schenkt, im Leben und im Gebet. Jesus sehnt sich nach unserem Gebet, denn Liebe will Beziehung. In der eucharistischen Anbetung kann der Mensch wie ein Kleinkind mit seinem Vater sprechen. Dann können wir auch bitten, denn das Bittgebet ist das Vertrauen, dass Gott es erhört und zum besten verändert und ausführt. Die Regeln des Gebetes sind dabei einfach: es darf kühn sein, mit großem Zutrauen, es soll lauter sein und auch fürbittend, es darf beharrlich sein, auch über Generationen hinweg und bei all dem soll letztendlich Gottes Wille geschehen. Das Du dieses Gebets können dabei der Vater, der Sohn oder der Hl. Geist sein. In uns und im Tabernakel ist Gott gegenwärtig, wie uns das Johannesevangelium versichert: „das Wort wurde Fleisch und hat unter uns gezeltet“ (Joh 1:14). Gott zeigt uns symbolhaft in der Eucharistie, ihn wie Nahrung zu verinnerlichen. Jesus ist deshalb da, wie nach der Auferstehung, und haucht immer noch den Hl. Geist aus.

Dieser Hl. Geist ist der Komparativ des Superlativ, ein „je mehr der Liebe“. Diese Liebe ist überfließend von der Unendlichkeit in die Endlichkeit. Dies geschah besonders bei der Schöpfung, bei der Empfängnis Mariens und beim Pfingstereignis. Gott lässt das Chaos hin zur Ordnung fließen. So pries man Gott schon im Alten Testament bei Isaia (6:3) dreimal heilig, denn er ist und wirkt in und aus seiner Dreifaltigkeit, Jahwe, Elohim und Zebaoth. Der Hl. Geist ist der große Heiler von Schuld und Sünde. Alle Religionen der Welt wissen um das Defizit zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, genannt auch Sünde. Gott ruft uns in Freiheit zu sich. Mit der Erbsünde jedoch erlangte der Mensch jene Labilität, jene Unfreiheit, Sklavenschaft zur Sünde, die ihn nicht dem Guten folgen lässt. Katholisch mit dem Herrn bedeutet jedoch von der Sünde gereinigt werden zu können, auch wenn die Labilität, der „Zünder“ zur Sünde bleibt.

Im Sakrament der Beichte wird die Sünde in Gnade verwandelt. Dies ist keineswegs nur eine psychologische, sondern tatsächlich eine übernatürliche Reinigung, keine Psychopharmaka. Als Christen reinigt uns der Vater, wenn wir zu ihm kommen, wenn wir Jesu Opfer aus unserem freien Willen heraus annehmen wollen. In heidnischen Kulten jedoch muss man selbst seine Sünden abarbeiten, etwa durch das Waschen von Statuen, das Opfern, um sich wieder mit dem göttlichen gut zu stellen. Einem Christen wurde die Sünde von Jesus weggenommen, seine Neigung zu Sünden aber kann er besiegen, wenn er die göttliche Sündenvergebung annehmen will. Dies ist keine Selbsterlösung, denn nur die Gnade Gottes wirkt und eine Kirche ohne Sünde würde bedeuten, dass man Gott Lügen straft.

Der Hl. Geist wird in die Welt als Beziehungsgeist eingehaucht. So am Kreuz als Vollzug unserer Erlösung, bei der Auferstehung als Möglichkeit seine Sünden durch die Beichte in Gnade verwandeln zu lassen und an Pfingsten zur Verkündigung und Beziehungssiegel durch die Taufe. Christen werden durch diesen Beziehungsgeist zu einer Gemeinschaft der sündenfrei sein wollenden, nicht der sündenfreien. Der Hl. Geist verschafft dabei eine bußfertige Traurigkeit, die zu einer Gewissenserforschung führt: gegenüber Gott, dem Nächsten und gegenüber sich selbst.

Der Hl. Geist und der Mensch als Person sind ein Beziehungsindividuum. Wenn Jesus sein verklärtes Menschsein mit in die Ewigkeit nimmt, dann bleibt er dort auch Mensch. Gott hat das Menschsein in sich hinein genommen, ihm ist nichts menschliche fremd. Die Namen des Hl. Geistes zeigen eine Dialektik der Geschlechtlichkeit auf (der, die, das): im hebräischen Alten Testament trifft man auf die Ruach, im griechischen Neuen Testament auf das Pneuma und im deutschen ist er der Geist. Wenn Jesus und der Vater eins sind (Joh 10:30), dann ist auch der Hl. Geist und Jesus eins (1. Joh 5:7) und können nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Die Symbole des Hl. Geistes sollen sein Wesen verdeutlichen. In der Taube trifft man auf das Friedenssymbol, die Sanftmut. Sie kommt von oben und fächelt Kühlung zu. In den Feuerzungen und dem Sturm zum Pfingstereignis wird die Begeisterung, die Erleuchtung, die Leidenschaft hin zur Liebe deutlich. Eine brennende Kerze versinnbildlicht dieses Feuer. Im Finger Gottes wird die Führung, die Richtung offenbar, die der Hl. Geist dem Menschen geben will.

Als Beziehungsgeist schenkt uns der Hl. Geist seine Gaben. Er selbst ist Gnade. Er wird quasi zum Betriebssystem eines jeden Christen. Der Hl. Geist spendet heiligmachende Gnade, die greifbar und dadurch begreifbar wird etwa durch die Prägung bei der Taufe. Es sind die Sakramente der Taufe, Beichte und Eucharistie, die Heiligkeit wieder herstellen, sie vermehren. Mit dem Geschenk der helfenden Gnade werden dem Menschen quasi die Software, die Programme eingesenkt. Sie helfen zur Heiligung durch eine gute Ehe, durch die Firmung und durch dem Gottesvolk dienende Priester. Isaia vermittelt uns sechs besondere Gaben, die der Hl. Geist verleiht: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis und Gottesfurcht (Is 11:1-2). Gott ist im Menschen durch die Gnade und diese Gaben, die unterschiedlichen Charismen (1.Kor 12:1-11). Jeder Christ ist aufgerufen seine Talente zusammen mit Gott zu erforschen.

In der Taufe wird der Mensch durch den Hl. Geist zu einem Kind Gottes und Erbe der Auferstehung, somit erlangt er ewiges Leben im Frieden Gottes. Als Getaufter wird der Mensch zum Priester, zum König und zum Prophet im allgemeinen Sinn. In der Firmung wird die Geistverleihung vollendet. Die Priester lenken den Segen durch Handauflegung herab auf dem Menschen, die Salbung besiegelt diesen Vorgang. Das Chrisamöl zieht durch Diffusion ein und durchdringt, wie es der Hl. Geist tun wird, Glaube und Religion wird erfahrbar durch Riten am Leib. Seit der Firmung ist jeder Christ mit allen Programmen ausgestattet, die der Hl. Geist dem Menschen für ein erfülltes und letztlich ewiges Leben schenken will. Wenn der Mensch ja zu diesem Programm sagt und es startet, dann wird er im Glauben erwachsen werden, er wird permanent immer wieder heil werden, seine Abscheu vor den Sünden wird wachsen und er wird schön werden: in und durch die Liebe.

der emmauspilger

S.D.G.


Spurensuche: Gaza

Der Gazastreifen liegt im südlichen Palästina am Mittelmeer und hat eine Länge von 40 Kilometer und eine Breite von 10 Kilometer. Er wird von etwa 1,8 Millionen arabischer Palästinenser bewohnt, die Hälfte davon Jugendliche. Er ist damit eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Zwei Drittel der Bevölkerung sind Flüchtlinge und ihre Nachkommen, die in den Kriegen von 1948 und 1963 ihre Heimat verlassen mussten. Sie sind auf acht Flüchtlingslager verteilt.

Eine hohe Besiedlungsdichte und das israelische Embargo machen den Gazastreifen zu einem unruhigen Gebiet. Der israelisch-palästinensische Konflikt erschwert die Lebensbedingungen, insbesondere seit die Hamas die Herrschaft in Gaza übernommen hat. Die meisten Menschen verfügen über weniger als zwei Dollar pro Tag, 80% sind auf humanitäre Hilfe internationaler Organisationen angewiesen. Es herrschen Armut und Arbeitslosigkeit, es mangelt an medizinischer Versorgung und es fehlt Trinkwasser. Christen bilden eine Minderheit von etwa 1300 Personen (davon 130 Katholiken) und obwohl sie das gleiche Schicksal mit ihren muslimischen Mitbürgern teilen, werden sie oft wegen ihres Glaubens als Kollaborateure des Westens beschuldigt, benachteiligt und verfolgt.

Gaza wurde erstmals 1468 v. Chr. erwähnt, als die Ägypter es unter Thutmosis III. eroberten. Das gesamte 1. vorchristliche Jahrtausend war geprägt von den umgebenden Großmächten Ägypten, Assyrien, Babylonien und Persien. Im AT wird Gaza mehrmals als Stadt der Philister erwähnt, im NT nur einmal in der Apostelgeschichte (Apg 8:26) im Zusammenhang mit der Geschichte des äthiopischen Hofbeamten. Gaza kam in römischer Zeit zur Provinz Syria Palaestina (4 v. Chr.). Es folgte eine sechs Jahrhunderte andauernde Zeit der Stabilität, des Wohlstands und des Friedens. Die Stadt wurde durch die griechisch-hellenistische Kultur geprägt. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wird sie in der Mosaikkarte von Madaba neben Jerusalem als die größte Stadt Palästinas ausgewiesen.

Nach der konstantinischen Wende 313 wurde Gaza langsam und mit Widerständen christianisiert. Hier stand nämlich ein bedeutendes heidnisches Heiligtum für den semitischen Gott Marnas. Eusebius von Cäsarea berichtet von zahlreichen Märtyrern aus der Gegend von Gaza während der Verfolgung unter Kaiser Diokletian. Am Konzil von Nicäa nahm zwar Asklepas teil, Bischof von Gaza, aber Hieronymus (ca. 347-419) nennt die Stadt am Ende des vierten Jahrhunderts immer noch heidnisch.

Unter Bischof Porphyrius erfolgte dann die eigentliche Christianisierung der Stadt. Bei seinem Amtsantritt 395 zählte man nur 280 Christen, bei seinem Tod im Jahr 420 hinterließ er eine mehrheitlich christliche Stadt. Er ließ die heidnischen Tempel mit Hilfe der kaiserlichen Soldaten zerstören und über dem Heiligtum des Marnas eine christliche Kirche errichten. Nun begann eine Blütezeit, die bis zur Eroberung durch moslemische Araber im Jahr 634 dauerte. Gaza galt als ein Zentrum christlicher Bildung, viele theologische Schriftsteller waren hier beheimatet. Zudem wurde es zum Mittelpunkt palästinensischen Mönchtums. Das Gebiet stand sowohl geografisch als auch theologisch in enger Verbindung mit Ägypten. Von dort brachte der Anachoret Hilarion (291-371) das Mönchtum hierher und gründete das erste Kloster. Der bekannteste Mönch aus Gaza war jedoch Petrus der Iberer (411-491), ein georgischer Königssohn, der Mitte des 5. Jahrhunderts wirkte.

634-1917 stand die Region um Gaza unter muslimischer Herrschaft mit einer kurzen Unterbrechung durch die Kreuzfahrerzeit. Meist ging es friedlich und ruhig zu, was sich mit dem Ende des osmanischen Reiches änderte. Nun wurde Gaza zu einem heiß umkämpften Gebiet, das es auch heute noch ist.

der emmauspilger

S.D.G.